Johannes BüttnerLeila
1.9.–14.10.2018
Vernissage: 31.8.2018, 18.30 UhrKünstlergespräch: 31.8.2018, 20.30–21.00 Uhr
Das Genom des Oktopus weist nicht entschlüsselbare Leerstellen auf und nährt damit Theorien einer möglichen extraterrestrischen Herkunft. Mit mehr als 500 Millionen Nervenzellen, einem Gehirn, dessen Verflechtungen bis in die Tentakel reichen und der Fähigkeit Farbe und Struktur der Körperoberfläche anzupassen, bleibt er auch weiterhin rätselhaft. Woher stammen die achtarmigen Weichtiere, deren genetische Struktur ebenso komplex ist, wie die des hochentwickelten Homo Sapiens? Die Annahme, dass auf der Erde schon lange unentdeckte Außerirdische leben, ist Bestandteil vieler Science-Fiction-Erzählungen und der Ausgangspunkt verschiedenster Verschwörungstheorien. Das fremde Wesen aus der Tiefe, mit dem der Mensch nur selten in Kontakt kommt, lässt Mythen um seine Herkunft ranken. Auch der Oktopus könnte möglicherweise durch einen Meteoritenschauer auf der Erde gelandet sein.Andere Tiere, zu denen der Mensch eine engere Bindung pflegt, sind hingegen weitestgehend erforscht. So sind sich Evolutionsbiologen heute einig, dass der Hund vom Canis lupus lups, dem Grauwolf, abstammt und widerlegten damit die prominente Theorie, der zufolge Schakale die Vorfahren des Ur-Hundes seien. Der Hund in seiner Rolle als bester Freund des Menschen ist längst ein fester Bestandteil unserer westlichen Gesellschaft, deren Wege sich vor mehr als 135.000 Jahren im Zwielicht der Lagerstätten der Neandertaler kreuzten. Grabfunde belegen schließlich die Unterordnung des Hundes, dessen Physiognomie sich ebenso wie sein Verhalten dem Leben mit dem Menschen anpasste. Die Domestizierung des Hundes zum putzigen Spielgefährten lässt sich erstmals vor 40.000 Jahren nachweisen, beide – Hund und Mensch – lebten bis dahin symbiotisch nebeneinander, ohne gänzlich ihre Freiheiten aufzugeben.Wie Menschen, Tiere und andere Lebewesen zueinander stehen, wird in den Fotografien und polymorphen Gebilden von Johannes Büttner sichtbar, die eigens für die Ausstellung Leila entstanden sind. Die noch junge wissenschaftliche Disziplin der Human-Animal-Studies bildet dabei den Nährboden für ausufernde Erkundungen. Büttner, der an der UdK Berlin und De Ateliers, Amsterdam studierte, zeigt in einem Labor-Setting ausgehend von der Mythenbildung um den Oktopus Beziehungen auf, die zwischen dem Einen und den Vielen, zwischen Hund und Herrchen bestehen. Seine alternative Erzählweise bildet einen neuen gemeinsamen Kosmos, in dem verborgenen Beziehung sichtbar werden.Diese Ausstellung wird ermöglicht durch die freundliche Unterstützung der Kulturstiftung der NORD/LB und des Kulturbüros Hannover.
Kuratiert von Lina Louisa Krämer.